Newsletter Nr. 11 von Familie Steffen 06/2023
Wie die Zeit vergeht

Liebe Freunde,

 

wir leben nun schon seit drei Jahren in Peru und die Zeit verging wie im Flug! Unser letzter Rundbrief ist schon lange her und es gibt Einiges zu erzählen. Warum wundern wir Menschen uns eigentlich immer wieder darüber wie schnell die Zeit vergeht? Wir sagen Dinge wie: "Schon wieder ein Jahr rum." oder "Junge bist du schnell gross geworden." oder "Ich erinnere mich als wäre es gestern gewesen." Ein Prediger hat einmal folgenden Vergleich gewagt: "Ein Fisch ist fürs Wasser geschaffen und daher wundert er sich nicht ständig darüber wie nass es um ihn herum ist. Der Mensch ist jedoch nicht für die Zeit geschaffen und daher wundert er sich ständig wie schnell sie vergeht." Ist es vielleicht eine tiefe Ahnung oder sogar eine Sehnsucht nach Ewigkeit die in jeden von uns hineingelegt wurde? Und fällt es uns nicht deshalb so schwer uns mit der Vergänglichkeit des Lebens anzufreunden? Vielleicht sollten wir uns mit dieser Vergänglichkeit auch gar nicht anfreunden, sondern eine viel weitere Perspektive pflegen. Denn so wie der Fisch nicht für das Trockene geschaffen ist, so sind auch wir Menschen nicht für die Vergänglichkeit gemacht.

Bild: Die Weite der Schöpfung lässt uns doch immer wieder etwas von der Ewigkeit erahnen die in uns hineingelegt ist. Unser Sämi inmitten eines Bergsees.

Familie

Im Januar haben wir eine Woche Familienferien im wärmeren Norden Perus gemacht. Von der grenznahen Stadt Tumbes sind wir dann mit dem Bus nach Guayaquil Ecuador gefahren um von dort aus nach Kolumbien zu fliegen. Nach einer Woche in Bogota, musste ich bereits wieder zurück zur Arbeit im Krankenhaus. Aber Claudia und die Kinder haben die langen Schulferien ausgenutzt und sind noch drei Wochen in Kolumbien geblieben um dort Familie und Freunde zu besuchen.

Bild: In Guayaquil auf einem Riesenrad.

Bild: Zu Besuch beim Grossvater in Kolumbien gab es Fussballhandschuhe und Trikots als Geschenke.

Anfang März ging dann das neue Schuljahr los und Samuel kam in die erste Klasse. Aus diesem Anlass habe ich mit ihm eine zweitägige Vater-Sohn-Wanderung gemacht. Nach 1'000 Höhenmetern Aufstieg war Sämi ganz schön fertig aber sein Papa dafür mächtig stolz auf ihn. Und unsere Übernachtung im Zelt auf 4'800m direkt unter dem eindrücklichen Berg  Salkantay war etwas ganz Besonderes (s. Bild).

Im Mai hatten wir gleich zweimal Besuch aus dem Wallis. Zuerst kam Janina Schmid mit ihrem Mann und Lothar und ihrem Vater. Janina ist Radiologin und unterstützt unser Krankenhaus schon seit Jahren mit der Befundung von CT-Bildern übers Internet. Dann kamen Peter und Christa Rudin, die auch nach mehreren Jahrzehnten im Wallis den schönen Baselbieter Dialekt noch nicht verlernt haben. Mit Peter konnte ich eine schöne Bergtour auf den 5'428m hohen Cerro Soray unternehmen. Hier das Gipfelbild:

Bald ein neues Zuhause

Ein eher belastendes Thema in den letzten Monaten ist unser Mietverhältnis. Unser Mietvertrag läuft Ende Juli aus und der Vermieter hat für anschliessend eine saftige Mietzinserhöhung angekündigt. Die Erhöhung ist in unseren Augen so unverhältnismässig hoch, dass wir das Gefühl haben, dass man uns als Ausländer aus einem reichen Land ausnutzen will. In einem persönlichen Gespräch mit dem Vermieter haben wir dies zum Ausdruck gebracht und daraufhin die Kündigung erhalten. Unsere Gebete für ein neues Haus mit grossem Garten wurden jedoch schon bald erhört und die Geschichte dazu ist echt erzählenswert: Unser zukünftiger Vermieter hatte nämlich eine Schwester, sie hiess Miriam, die bis zu ihrem Tod vor 3 Jahren in der Schweiz gelebt hatte. Und man kann es kaum glauben, sie lebte weniger als 200 Meter von meinem Elternhaus entfernt in Diegten. Um den Nachlass seiner Schwester zu regeln ist er in die Schweiz gereist und hat dabei unsere Freunde Emil und Myrtha kennengelernt. Sie waren früher Nachbarn von Miriam und gut mit ihr befreundet. Natürlich haben sie ihm von unserer Arbeit in Peru erzählt, denn sie wussten, dass Miriam aus Curahuasi stammte. Und daraufhin hat er uns kontaktiert und weil wir Freunde von Freunden seiner verstorbenen Schwester sind, ist er uns sehr wohlgesinnt. Also wenn das mal kein Zufall ist...

Bild: Wir freuen uns auf unser zukünftiges Haus. Es hat einen sehr grossen Garten wo sich die Jungs austoben können. Mit Baujahr in den 1940ern hat es auch historischen Wert. Da es die letzten Jahre unbewohnt war, musste einiges renoviert werden.

Erstes Diospi Suyana Jugendfestival

Im April fand das erste Diospi Suyana Jugendfestival statt. Klaus und Martina träumten schon seit den Anfängen von Diospi Suyana von christlichen Jugendfestivals. Dieses Jahr ist dieser Traum Wirklichkeit geworden. Wer die täglichen News auf der Diospi Suyana Homepage liest, weiss wie viele kleine und grosse Wunder dieses Festival möglich gemacht haben. Während fünf Tagen nahmen Jugendliche aus dem ganzen Land an Workshops, Andachten und Konzerten teil. Auf zwei grossen Grundstücken, welche Diospi Suyana letztes Jahr erworben hatte, wurden 244 Zelte aufgebaut um die Jugendlichen zu beherbergen. Mit 11 internationalen Bands aus 9 Ländern waren die abendlichen Konzerte die Highlights des Festivals mit jeweils zwischen 2'500 und 3'500 Besuchern. An die 1'000 Jugendliche haben Seelsorgegespräche in Anspruch genommen und viele haben ihr Leben Jesus übergeben oder ihr Glaubensbekenntnis erneuert. Das Festival war ein voller Erfolg und sehr gut organisiert. Es soll nun jährlich stattfinden und wird somit zum fünften Arbeitszweig von Diospi Suyana neben Krankenhaus, Schule, Kinderclubs und Medienzentrum.

Bild: Zum Konzert am letzten Abend kamen ca. 3'500 Besucher.

Bild: Claudia gab am Festival auch Workshops zum Thema Frausein.

Chirurgie

Ende April hatte ich für ein paar Tage Besuch aus Kolumbien von meinem Freund Ivan. Wir haben uns 2011 bei schweren Nachtschichten in einem Stadtkrankenhaus in Bogota kennengelernt und sind seither gute Freunde geblieben. Er und sein Bruder sind beide Chirurgen und beide haben sich in den letzten Jahren auf dem Fachgebiet der Nierentransplantation sowie auch in der Leber-, Gallenwegs- und Pankreas-Chirurgie spezialisiert. Während Ivan's Besuch hier haben wir einige grössere Operationen zusammen gemacht. Das gemeinsame Operieren war für mich sehr bereichernd, so dass ich Ivan's Einladung folgen werde und Ende Juni für 10 Tage für praktische Weiterbildung nach Kolumbien reisen werde.

Bild: Im OP mit Ivan (rechts im Bild). Teilweise bis spät in die Nacht hinein, haben wir in 4 Tagen viele grosse OPs gemacht.

Bild: Seit Ivan's Besuch habe ich bereits zwei weitere laparoskopische Gallengangssrevisionen erfolgreich durchgeführt. Im Bild sieht man Gallensteine die ich aus dem Gallengang geborgen habe.

Fallbericht Rut

Die kleine Rut hat mit ihren 11 Jahren schon viel gelitten. Sie war über ein Monat bei uns hospitalisiert und ich habe sie in dieser Zeit sieben Mal operieren müssen. Wegen einer schweren Autoimmun-Erkrankung war ein Abschnitt ihres Dünndarms mit Löchern durchsetzt, was zu einer schweren Bauchraum-Infektion geführt hatte. Da sie bereits sehr abgemagert und unter medikamentöser Immunsuppression kam, war die Behandlung eine grosse Herausforderung. Schlussendlich gelang es die Darmkontinuität wieder herzustellen, so dass sie wieder essen konnte. Vor einer Woche konnten wir sie mit ihrer Mutter nach Lima schicken, damit sie dort im Kinderspital von Spezialisten der Rheumatologie, Immunologie und Gastroenterologie behandelt werden kann. Da ihre Familie sehr arm ist, hat sie die Behandlung bei uns fast umsonst erhalten und auch der Flug nach Lima wurde ihr noch gespendet. 

Bild: Unsere Krankenschwestern haben sich mit sehr viel Liebe und Engagement um das Mädchen und ihre Mutter (hellblaue Jacke) gekümmert.

Bücherladen "Pan De Vida"

Der Bücherladen läuft gut und wir erhalten viele sehr positive Rückmeldungen aus der Bevölkerung und von den anderen Missionaren. Wir haben seit zwei Monaten eine neue Verkäuferin angestellt, die komplett die Öffnungszeiten von Montag bis Samstag abdeckt (Mo-Fr 9-12 und 3-6 Uhr, Sa nur 9-12 Uhr). Die vorherigen Mitarbeiterinnen haben Festanstellungen auf ihrem gelernten Beruf gefunden, die eine an der Diospi Schule und die andere bei einer Bank. Neben dem Verkauf von Bibeln, christlicher Literatur und Geschenkartikeln, ist vor allem die Lese-Ecke für Kinder ein wichtiger Bestandteil des Ladens. Dieses Angebot wird rege genutzt und wenn ihr eine Spende machen möchtet um noch mehr Lesematerial für die Kinder bereit zu haben oder unsere bisherigen Investitionen in den Laden zu amortisieren, könnt ihr den Bücherladen gerne mit einer Spende unterstützen. Spenden gehen über die gleiche Kontonummer wie sonst bei der SMG, einfach beim Vermerk "Projekt Bücherei Pan de Vida" hinzufügen.

Bild: Dieser Mann ist über Wochen immer wieder in den Laden gekommen und hat immer wieder nach dem Preis für die gleiche Bibel gefragt. Da er nie genug Geld hatte, hat er weiter gespart. Als er dann das Geld zusammen hatte, hat er mit grosser Freude die Bibel gekauft und aufgrund unserer Beobachtung auch noch einen schönen Rabatt erhalten.

Pastorenfrühstück und Jugendabende

Als weiteren Arbeitszweig des Bücherladens hat Claudia mit regelmässigen Seminaren für Pastoren und Jugendleiter begonnen. Diese finden jeweils an einem Samstagmorgen mit Frühstück statt. Bisher haben zwei dieser Events stattgefunden und beim letzten Mal kamen über 20 Teilnehmer. Auch für Jugendliche gab es bereits einen Workshop mit mehreren Abenden zum Thema Sexualität und Identität. Claudia organisiert jeweils die Events und lädt auch verschieden Redner ein. Beim letzten Mal waren es die Psychologin und eine Allgemeinärztin vom Krankenhaus.

Bild: Einer von Claudia's Workshops.

Der Wert von Zeit und Leben

Letztes Wochenende haben wir während 24 Stunden intensiv um das Leben eines jungen Mannes gekämpft. Er hatte einen Motorradunfall mit schwersten Verletzungen. Bereits während der Versorgung im OP war uns bewusst, dass er wegen dem hohen Blutverlust sehr schlechte Chancen hat. Wir haben trotzdem mit vollem Einsatz operiert und ihm literweise Blut transfundiert. Einem Aufruf zum Blutspenden sind in den frühen Morgenstunden 11 Freiwillige gefolgt. Trotz allem hat der 28-jährige Vater von einem kleinen Kind sein Leben am Sonntag verloren. Nur gerade ein Tag zuvor ist eine andere, 48-jährige Patientin von mir unerwartet gestorben. Ich habe sie vor anderthalb Monaten noch operiert und dachte eigentlich sie sei auf dem Weg der Besserung. Mir wurde an diesem Wochenende erneut bewusst, wie schnell und plötzlich das Leben zu Ende sein kann. Wieviel ist ein Menschenleben wert? Wieviel investiert man um ein Leben zu retten oder auch nur zu verlängern? Wir haben hier im Bergland Perus immer wieder die Erfahrung gemacht, dass in der hiesigen Kultur ein Menschenleben sehr unterschiedlich bewertet wird. Man kann es aber überall auf der Welt sehen, dass Menschenleben teilweise verachtend gering geschätzt werden. Woher beziehen wir also den Wert eines Menschen? Unseren eigenen und auch den unseres Gegenübers? Im ersten Kapitel der Bibel steht, dass der Mensch als Gottes Ebenbild geschaffen wurde. Wir sind also ein Abbild Gottes und haben daher einen göttlichen Wert erhalten. Gott sieht uns als seine Kinder und seine Liebe zu uns hat er bewiesen, als er an einem Kreuz für uns starb. Ist nicht ein Kind am wertvollsten in den Augen seiner Eltern? So dürfen auch wir uns unendlich wertvoll wissen in den Augen unseres himmlischen Vaters. 

 

Wertvolle Lebensgrüsse aus Peru

Eure Familie Steffen

Bild: Bei einem Familienausflug nach Urubamba.

Bild: Erster Schultag am 1. März.

Bild: Verabschiedung von unserer Nanny und Haushaltshilfe Elizabeth. Sie ging im Januar für 6 Monate nach Kolumbien in einen JMEM-Jüngerschaftsschule.

Bild: Dani fühlte sich wohl bei Ivan.

Bild: Die Auswirkungen der landesweiten Streiks waren noch bis Februar spürbar. Hier leere Regale im Einkaufszentrum in Cusco. Insgesamt sind bei den Streiks landesweit über 60 Menschen ums Leben gekommen.

Bild: Jeden Freitagmorgen gibt es Fahnen-Appell in der Schule.

Bild: Bei Diospi Suyana wurden inzwischen eine halbe Million Patienten behandelt.

Bild: Ein Sonntagsausflug in das malerische kleine Bergdörfchen Chonta. Wir sind mit unseren Freunden der Familie Zeier dorthin gefahren um nach einer Wanderung Kondore zu beobachten.

Bild: Unsere drei Jungs entwickeln sich prächtig. Sie freuen sich schon auf das neue Haus, weil man dort im grossen Garten Velofahren und Fussballspielen kann.

Spenden:
Konto: CH92 0900 0000 8004 2881 3
SMG, Industriestrasse 1, 8401 Winterthur
Verwendungszweck: Lukas + Claudia Steffen

Spenden für Bücherladen:
Verwendungszweck:
Steffen Lukas & Claudia, Kostenstelle 137650 Projekt Bücherei Pan de Vida

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