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Newsletter Nr. 10 von Familie Steffen 12/2022
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Liebe Freunde,
zu Weihnachten wollen wir euch wieder einmal mit Neuigkeiten aus unserem Leben in Peru versorgen. Es ist stets viel los bei uns: wir haben im Oktober den Bücherladen eröffnet und dieser wird gut besucht, Samuel hat den Kindergarten abgeschlossen und wir feierten unseren 10. Hochzeitstag. Auch den landesweiten Streik haben wir gut überstanden. Die Arbeit im Krankenhaus bringt immer wieder neue Herausforderungen und unsere Jungs geben immer gerne Vollgas (von Energiekrise keine Spur hier). So sind wir, wie wahrscheinlich die meisten Eltern mit Kindern in diesem Alter, ständig müde und kennen keine Langeweile.
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Bücherladen "Pan De Vida" |
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Am Samstag 15. Oktober haben wir die Eröffnung des Bücherladens gefeiert. Das Projekt entstand vor anderthalb Jahren während der Pandemie, als ich (Claudia) die Notwendigkeit sah, christliche Bücher zu erschwinglichen Preisen aus Lima zu bestellen um sie dann hier günstig an die Curahuasinos weiter zu geben. Die christlichen Buchläden in Cusco (zweieinhalb Stunden entfernt), dem nächstgelegenen Ort, um ein Buch zu kaufen, haben in der Pandemie geschlossen. So wuchs der Traum, eine Buchhandlung in Curahuasi zu eröffnen. Ein Jahr lang kamen die Kisten und Kartons zu uns nach Hause. Ich lernte mit der Zeit etwas über Literatur für Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Preise und Autoren. Und während diesem Jahr traf ich mich mit zwei Schwestern aus der Kirche, um für die Frauen von Curahuasi und für das Projekt zu beten. Wir beteten für einen Ort, an dem wir den Frauen zuhören, mit ihnen reden und gemeinsam mit ihnen beten könnten. Nachdem wir von unserem Heimataufenthalt in der Schweiz zurück kamen, sorgte Gott innert kurzer Zeit für alles, was wir brauchten: ein Lokal an zentraler Lage zu einem günstigen Mietzins, gute Kontakte in Lima, um den Buchladen zu beliefern, gute Mitarbeiterinnen, einen Maler und einen Schreiner, der uns sehr rasch die Bücherregale machte und viele weitere Details die einfach alle genau passten. |
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Bild: Zur Eröffnung kamen viele Freunde. Es gab Kaffee und etwas zu Essen. |
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Die beiden Frauen, mit denen ich für dieses Projekt gebetet hatte und noch eine weitere, arbeiten seit der Eröffnung im Bücherladen und erhalten dafür auch ein normales Gehalt. Die Vision dieses Projekts ist es, die örtliche Kirche zu unterstützen, indem wir gute christliche Literatur zu erschwinglichen Preisen anbieten. Die meisten Leute kennen ansonsten keine Möglichkeit an solche Literatur zu kommen. Weiterhin ist es uns wichtig Kinder und Erwachsene zu motivieren, ein Buch in die Hand zu nehmen und zu lesen. Hier in Curahuasi gibt es keine solche Gewohnheit, die Kinder spielen abends vor ihren Häusern auf der Straße meist ohne Aufsicht von Erwachsenen. In ihren Wohungen sind meist nur wenige oder gar keine Bücher zu finden. Ein weiteres Anliegen ist es den Frauen zuzuhören, die uns ihr Herz öffnen und gehört werden wollen. Der hintere Raum im Bücherladen steht allen kostenlos zum Lesen und zum Gespräch zur Verfügung und wird viel genutzt. Oft kommen auch Kinder alleine oder in Gruppen um die ausliegenden Bücher zu lesen. |
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Bild: Unser Team im Bücherladen: Mighlena, Yudith, Claudia, Evita (v.l.n.r.). |
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Bild: Schulkinder kommen am Nachmittag zum Lesen in den Bücherladen. |
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Bis jetzt sind wir sehr glücklich über den Segen, den dieser Buchladen für die Ausbreitung von Gottes Reich hier in Curahuasi darstellt und wir möchten euch einladen, daran teilzuhaben. Um das Projekt langfristig aufrechtzuerhalten, möchten wir ein Netzwerk von finanziellen Unterstützern aufbauen, um die monatlichen Ausgaben zu decken. Wenn ihr das Projekt unterstützen möchtet, könnt ihr an die gleiche Kontonummer wie sonst bei der SMG spenden und folgenden Vermerk angeben:
Steffen Lukas & Claudia, Kostenstelle 137650 Projekt Bücherei Pan de Vida |
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Bild: Vor ein paar Tagen haben wir Emir mit einem Weihnachtsbuch beschenkt. Ich habe ihn immer auf der Straße beim Spielen oder Fernsehen getroffen. Jetzt besucht er uns ständig, er liest gerne und ist sehr kreativ, wenn es darum geht, Geschichten zu erfinden. Heute wollte er sein eigenes Buch machen und lädt alle seine Freunde in die Buchhandlung ein. |
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Fallbericht: ein komplizierter Blinddarm |
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Pablo ist 61 Jahre alt und kommt aus Curahuasi. Seine Familie musste ihn überreden endlich zum Arzt zu gehen. Eine fortgeschrittene Blinddarmentzündung hätte ihm fast das Leben gekostet und der Mann brauchte mehrere grössere und kleinere Operationen. Das Loch im Blinddarm verursachte eine grosse Eiteransammlung zum Rücken hin (Abszess im Retroperitoneum), sowie auch eine faulige Infektion der Bauchwand bis weit auf die gegenüberliegende Seite (nekrotisierende Faszitis). Doch damit nicht genug, auch ein Teil des Dickdarms war durch die schwere Infektion abgestorben und musste entfernt werden. Bei diesem Eingriff (rechtsseitige Hemikolektomie) zeigte sich aber ein Teil des zu entfernenden Dickdarms stark an die Gallenblase angewachsen. Pablo musste in seinem Leben wohl schon so einige Gallenblasenentzündungen durchgemacht haben, denn es fanden sich tatsächlich Verbindungen (Fistelungen) zwischen Gallenblase und Dickdarm sowie auch in den Zwölffingerdarm und nicht zuletzt in den oberen Anteil des Hauptgallengangs (Ductus hepaticus communis). Ich staunte nicht schlecht über diese dreifache Fistelung und die Operation wurde zur echten Herausforderung. Zum Glück zeigten die Pathologieresultate keinen Krebs und die Gallengangsdrainage konnte bald problemlos wieder entfernt werden. Zu alledem wurde im Bauchraum auch noch eine Tuberkulose-Infektion nachgewiesen. Nach über einem Monat im Krankenhaus, einem halben Dutzend Operationen und zwei Wochen Intensivstation ist Pablo nun seit einiger Zeit wieder zu Hause und es geht ihm gut. |
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Bild: Pablo kurz vor seinem Spitalaustritt. |
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Peru leidet sehr unter dem Versagen seiner Politiker. Normalerweise dauert die Amtszeit eines Präsidenten in Peru fünf Jahre. In den letzten fünf Jahren gab es jedoch sechs Präsidenten die ihr Amt nur kurz und anscheinend auch ungenügend ausgefüllt haben. Der lezte gewählte Präsident Pedro Castillo fürchtete vom Parlament abgesetzt zu werden und startete deshalb vor zwei Wochen einen Putschversuch. Dieser war zum Glück nicht erfolgreich und Castillo sitzt seither im Gefängnis. Dadurch kam es zu grossen Unruhen im ganzen Land und speziell hier im Süden. In der zweitgrössten Stadt unserer Region Andahuaylas kam es zu mehreren Toten bei Ausschreitungen. In Abancay (1.5h von hier) wurde das Gericht angezündet und auch hier im Dorf wurden unüberwindbare Strassensperren errichtet und Reifen abgebrannt. Die Schulen blieben geschlossen und die Läden wurden während einer Woche von den Demonstranten gezwungen nicht zu öffnen. Wir sind froh, dass sich die Lage seit einigen Tagen wieder normalisiert hat und hoffen, dass die neue Regierung dem Land etwas Stabilität bringen kann. |
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Bild: Strassenblockaden verhindern das Weiterkommen dieser Lastwagen hier in Curahuasi. |
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Samuel durfte (zum Glück noch vor den Streiks) seinen Kindergartenabschluss feiern. Es war ein schönes Fest mit Abendessen für alle Abschlusskinder und ihre Familien. Ab März 2023 kommt Samuel in die erste Klasse und Nathan kommt in den zweiten Kindergarten (hier macht man drei Jahre Kindergarten). Wir sind sehr dankbar, dass unsere Kinder die Diospi Suyana Schule besuchen dürfen und dort christliche Werte vermittelt bekommen. |
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Bild: Abschlussfeier: aus Samuels Gruppe kommen diese acht Kinder ab März in die Primarstufe. |
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Letzten Samstag sind wir als Familie nach Cachora gefahren um dort mit einer lokalen Kirche eine "Chocolatada" (Verteilen von heisser Schoggi) für Kinder zu veranstalten (siehe Titelbild). Der Kontakt ergab sich über Samuels Schulkameraden Josue. Seine Eltern kommen aus Cachora und haben den Event mit uns organisiert. Es war schön zu sehen wie die Kinder sich über die mitgebrachten Weihnachtsgeschenke freuten und wie speziell der Anlass für sie war. Viele von ihnen leben in Armut und müssen den Eltern auf dem Feld helfen oder Tiere hüten. |
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Bild: Samuels Schulfreund Josue (2. v.r.) und seine Familie. |
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Freuen soll man sich an Weihnachten. Doch wieviele Gründe findet man, die einem die Freude rauben können. Soll man diese jetzt gegeneinander abwägen: wieviel Erfreuliches habe ich in meinem Leben und wieviel Unerfreuliches. Oder soll man einfach nur die fröhlichen Dinge sehen und alles Leid auf der Welt ausblenden. Klar, das wäre am einfachsten und die meisten von uns könnten wahrscheinlich auch ganz viel Erfreuliches in ihrem Leben aufzählen und das ist auch erfreulich so. Aber geht es bei Weihnachten nicht eigentlich um eine ganz andere Freude? Eine Freude die nicht von dieser Welt ist. Eine Freude die eben erst durch Weihnachten in die Welt gekommen ist vor 2000 Jahren. Ja die Freude über Gottes Liebe zu uns übertrifft tatsächlich alles was wir uns vorstellen können!
Frohe Weihnachstsgrüsse aus Peru
Eure Familie Steffen |
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Bild: Frohe Weihnachten auch bei Familie Steffen. |
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Bild: Daniel ist jetzt 5 Monate alt und erfreut uns jeden Tag mit seinem Lachen. |
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Bild: Nathan geht seit 4 Monaten in den Kindergarten und er geht sehr gerne. |
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Bild: Samuel am Tag seiner Kindergarten-Abschlussfeier. |
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Bild: Mama und Papa sind übers Wochenende weggefahren um ihr 10-jähriges Ehejubiläum zu feiern. Nur Dani durfte mitkommen. |
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Bild: Bei der morgendlichen Fahrt zur Schule ist meistens Party im Auto. |
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Bild: Weihnachtsessen im Krankenhaus mit über 200 Mitarbeitern. |
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Bild: Eine tote Taube lag (offensichtlich schon länger) in unserem Wassertank. Aufgefallen ist es durch den Verwesungsgeruch beim Duschen.... Wie der Tankdeckel wegkam ist immer noch ein Rätsel, vielleicht durch den Wind. Der Tank ist inzwischen wieder gereinigt, desinfiziert und fest verschlossen. |
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Bild: Eine Verdrehung des Dickdarms (Sigmavolvulus) ist hier deutlich häufiger als in der Schweiz. Das hat wohl mit der Ernährung und dem Leben in der Höhe zu tun. |
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Bild: Leider geraten Brandrodungen immer wieder ausser Kontrolle und dann brennt plötlzlich der halbe Berg. |
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Bild: Die Regenzeit hat wieder begonnen. Gut gibt es 4x4. |
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Bild: Stimmung kurz vor Sonnenaufgang bei einer Bergtour im Oktober. |
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Spenden: Konto: CH92 0900 0000 8004 2881 3 SMG, Industriestrasse 1, 8401 Winterthur Verwendungszweck: Lukas + Claudia Steffen
Spenden für Bücherladen: Verwendungszweck: Steffen Lukas & Claudia, Kostenstelle 137650 Projekt Bücherei Pan de Vida
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